Haben Sie sich schon einmal gefragt, wieso sich unsere Gesellschaft immer stärker polarisiert? Und wieso es so scheint, als würden wir als Menschheit gerade kollektiv den Verstand verlieren? – Die Antwort auf diese Fragen lautet: Wir steuern gerade auf eine dystopische Zukunft zu. Und das ist ein Problem. Im Ernst.
Simon Foppa
Als Religionswissenschaftler hat man's echt nicht leicht im Leben. Die meisten Menschen haben keine Ahnung von dem, was man tut. Und vor den anderen muss man als Vertreter eines "Orchideenfachs" stets seine eigene Existenz legitimieren. Für die einen ist man ein Mysterium und für die anderen der lebendige Beweis dafür, dass man seinen Kindern bei der Berufswahl nicht freie Hand lassen sollte.
Hoffentlich sind Sie, liebe Leserinnen und Leser, nicht auch dieser Meinung. Das wäre sehr schade. Denn eigentlich könnte unsere Gesellschaft viel von der Religionswissenschaft lernen, zum Beispiel wie man sich wertneutral mit gegensätzlichen Weltbildern auseinandersetzt, ohne den sozialen Frieden aufs Spiel zu setzen. Jedenfalls vertrete ich diese Meinung, seit ich vor drei Jahren im Marienwallfahrtsort Mariastein für eine Studie Pilger zu ihren Motiven und Weltbildern befragte und dem faszinierenden Treiben um mich herum zuschaute.